Aus gegebenem Anlass gibt es heute mal einen kleinen Bericht aus dem Krankenhaus, dessen "Gäste" wir seit gestern sind.
Nachdem Kind 2 der Meinung war, in einem unbeobachteten Moment zwei Blumen zu pflücken, die sich dann als eine veredelte Form der Herbstzeitlosen herausgestellt hatten, riefen wir umgehend (nachdem die Blumenstengel völlig zerdrückt waren)- die
Giftnotrufzentrale in Mainz an.
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der Übeltäter: Herbstzeitlose "Waterlily" |
Diese schickten uns sofort ins Krankenhaus, man könne aber auch aus gegebenem Anlass den Rettungsdienst holen. Ein wenig schwer nachzuvollziehen, wenn das Kind fröhlich durch die Gegend hüpft.
Das Heimtückische an der
Herbstzeitlosen ist deren
Gift Colchicin, dass erst nach zwei Stunden seine Wirkung entfaltet. Bis dorthin sollten aber schon Gegenmaßnahmen eingeleitet worden sein. Denn was bei Erwachsenen schon zu schweren Vergiftungserscheinungen führen kann, ist bei einem so kleinen Kind mitunter tödlich.
Also haben wir unsere Sachen eingepackt und sind mit dem nötigsten in die nächste Klinik gefahren.
Nachdem man am Empfang sich mehr als unbedingt nötig die Zeit genommen hatte um alle Daten abzugleichen und um das Ganze ordentlich einzupflegen, konnte ich mir ein Nachfragen, wie es denn mit einer Vergiftung weiterginge, nicht verkneifen, als sich die Schwester erhob um die Versichertenkarte zu kopieren. Danach ging alles wirklich sehr schnell. Kaum im Wartenbereich angekommen, wurden wir auch schon aufgerufen und in ein Behandlungszimmer geführt.
Man war zwar erstaunt darüber, dass ich sowohl die Pflanze als auch Telefonnummer der
Giftnotrufzentrale, sowie den Namen des Mitarbeiters parat hatte, aber das erleichterte das ganze Prozedere ungemein, zumal die Kleine nun über ein Brennen im Mund klagte, eines der ersten Vergiftungserscheinungen.
Das arme Kind benötigte einen Zugang, der ungemein schwer zu legen war. Erst beim zweiten Versuch klappte es. Allerdings standen ihr auch noch 94ml Kohle bevor, die sie unbedingt trinken musste, ansonsten müsste eine Magensonde gelegt werden.
Glücklicherweise schafften wir es tatsächlich die gesamte Menge- zwar unter Gemecker und Protest- aber eine Sonde blieb ihr erspart. Leider musste sie die gleiche Menge in 5 Stunden wieder trinken- um 2315h (!).
Mit Sack und Pack, einer Nierenschale, der Kohle, dem abgenommenen Blut, und dem Kind inklusive einem neuen Kuscheltier ging es auf Station- eine 24h Überwachung von Herz, Atmung und Blutdruck standen an. Zum Glück versicherte man uns am Empfang, dass die Formalitäten gerne warten können, bis das Kind schliefe- AHA! Dankeschön, zu freundlich.
Auf der Station konnten wir alles abladen und Kind 2 wurde an den Überwachungsmonitor angeschlossen, und 15 Minuten später entdeckten wir, dass die Infusion nicht in die Vene, sonder munter in das Gewebe gelaufen war. Der rechte Arm war dick angeschwollen und erinnerte mich an die Gummihandschuhe der Ärzte, die man gerne mal aufbläst. Dick eingecremt und verbunden, wurde der rechte Arm gelagert. Das Kind völlig fertig mit der Welt und völlig erschöpft. Wir schliefen gegen 2230h ein, unser Wecker war auch bereits gestellt: 45 min Schlaf warteten auf uns.
2315h es war soweit: Der nächste Schuss Kohle musste ins ans Kind gebracht werden. Zwar mit Tränen in den Augen aber mit viel Apfelsaft verdünnt, wurde das schwarze Gebräu widerwillig zu sich genommen. Wir hatten es geschafft! Nun konnten wir im 2h Rhythmus weiterschlafen, denn dann wurde der Blutdruck genommen.
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Mmh lecker- dem Kind hat es geschmeckt. |
Am nächsten Morgen war die Nacht um 7h vorbei und nach einem leckeren nahrhaften Frühstück kam auch schon der Arzt hereingestürmt "Nanana, Sie wissen ja, keine giftigen Blumen pflanzen!" der Zeigefinger wedelte vor meinem Gesicht hin und her. "Tja, gepflanzt hatten wir das ja nicht, sowas wächst eben, wenn der Garten schon sehr alt ist und umgegraben wird."- "Nun, jetzt wissen Sie ja Bescheid!" Damit wurde uns für 17h die Entlassung aus dem KH versprochen- ein Lichtblick!
Nach einem kleinen Mittagsschlaf musste nochmals Blut abgenommen werden, danach hieß es warten, warten, warten, bis es endlich 17h wird. Erstaunlicherweise marschierte um kurz vor 17h tatsächlich eine der Krankenschwestern ins Zimmer und überreichte uns einen kleinen Stapel Papiere, mit Arztbrief, für Arbeitgeber, für Krankenkasse und so weiter. Vollbepackter als am Tag zuvor Verliesen wir das Krankenhaus, alles gesund und munter, ohne irgendwelche Nachwirkungen ausser dem Schock, der kindlichen Erkenntnis das alles schwarze "bäh" ist, und dass alles ganz schnell gehen kann.
Wir sind also nochmals mit einem blauen Auge davon gekommen.
Tipp an alle mit Kindern: Garten absuchen nach Herbstzeitlosen.
Hier könnt ihr nachlesen, auf was zu achten ist.